Akzeptanz für Energiewende ist vorhanden!

Wie steht die Bevölkerung im Oberland zur Energiewende und zum Ausbau einzelner Technologien wie Windkraft, Biogas oder PV-Anlagen? Wie werden die wirtschaftlichen Chancen beurteilt und welche Befürchtung verbinden die Menschen im Oberland eventuell mit der Errichtung von Anlagen? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, wurde im Rahmen von INOLA und einem transdisziplinären Projektseminar des Departments für Geographie der Ludwig-Maximilians-Universität München eine standardisierte Passantenbefragung unter 342 Bürgerinnen und Bürger in mehreren Gemeinden im bayerischen Oberland im Sommer 2016 durchgeführt. Hierbei zeigte sich: Akzeptanz für die Energiewende ist im Oberland durchaus vorhanden. So stimmen knapp 90 Prozent der Befragten der Aussage, dass Strom und Wärme in ihrem Landkreis aus EE erzeugt werden sollten, voll und ganz bzw. eher zu. Die Ergebnisse der Untersuchung finden Sie im Bericht "Akzeptanz der Energiewende im Oberland.Ergebnisse einer Passantenbefragung in ausgewählten Gemeinden der Modellregion Oberland".

 
Abbildung 4: Zustimmung zur Erzeugung von Strom und Wärme durch EE im Landkreis (INOLA, 2016)

Auch der Aussage, dass EE-Anlagen am eigenen Wohnort weiter ausgebaut werden sollten, stimmen immer noch rund 82 Prozent der Befragten voll und ganz bzw. eher zu.

Insgesamt erreichen EE-Anlagen unter den Befragten sehr viel höhere Zustimmungswerte als fossile Anlagen (Atom-, Gas-, Kohlekraftwerke und Heizkraftwerke auf fossiler Basis). Relativ kritisch werden allerdings Biogasanlagen gesehen, die aber immer noch die Hälfte der Befragten sehr bzw. eher befürworten würden. Bei den in der Region stark polarisierend diskutierten Windkraftanlagen liegt die Befürwortung in der Befragung immerhin noch bei knapp 60 Prozent.


Abbildung 5: Befürwortung/Ablehnung diverser Energieanlagen am Wohnort (INOLA, 2016)

Der Blick auf die Bewertung der anlagenspezifischen Bedenken beim Bau von EE-Anlagen am Wohnort zeigt, dass hierbei bezüglich der Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch Freiflächensolaranlagen sowie der Lärmbelästigung durch Windkraftanlagen signifikante Unterschiede zwischen den drei Landkreisen bestehen. Beide potenziellen Störfaktoren werden in Weilheim-Schongau signifikant häufiger als kaum bzw. überhaupt nicht störend wahrgenommen als in Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach (vgl. Abbildung 6).

 
Abbildung 6: Störempfinden des Landschaftsbildes durch Freiflächensolaranlagen (INOLA, 2016)

Interessant ist hier die Tatsache, dass in den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach jeweils nur eine Freiflächensolaranlage existiert, im Landkreis Weilheim-Schongau dagegen 17 Anlagen mit einer Gesamtfläche von ca. 31 ha. Hier ist zu vermuten, dass die Vorerfahrung, also bereits vorhandene Anlagen im Landkreis, die Akzeptanz bei den Bürgern eher erhöht – zumindest deckt sich diese These mit bereits vorhandenen Ergebnissen aus der Akzeptanzforschung für EE.

Steigerung der Akzeptanz: Beteiligung finanzieller Art und an Entscheidungen

Partizipation, also die Beteiligung von Bürgern an Entscheidungs- und Planungsprozessen beim Ausbau von EE, gilt als wichtiger Schlüssel zur Steigerung von Akzeptanz. Konkret befürworten im Oberland 70 % der Befragten die Mitsprache von Bürgern eher bzw. voll und ganz, während lediglich ca. 16 % der Befragten der Mitsprache von Bürgern eher nicht bzw. ganz und gar nicht zustimmen. Ebenso spielt für die Akzeptanz eine Rolle, ob die Befragten im Ausbau von EE-Anlagen positive regionalwirtschaftliche Effekte sehen, also einen Nutzen für das Gemeinwohl. So zeigt sich in der Befragung die klare Tendenz, dass diejenigen der Befragten, die der Erzeugung von Strom und Wärme aus EE in der Region eher bzw. voll und ganz zustimmen, sich mehrheitlich (zu rund 85 %) auch vom Ausbau von EE in der Region positive Auswirkungen auf die regionale Wirtschaft versprechen.

Das Projekt INOLA wird mit regionalen Experten in den nächsten Wochen neue und bereits vorhandene Strategien für Energieeffizienz, Energieeinsparung und den Ausbau erneuerbarer Energien diskutieren und damit den Weg zur Zielerreichung 2035 konkretisieren.