Ein Blick in die Zukunft: wie können sich die EWO-Landkreise entwickeln?

Der Ausbau erneuerbarer Energien geht häufig auch mit einem zusätzlichen Flächenverbrauch oder -konkurrenzen einher. Um eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende zu erreichen, sollte gemeinsam eine abgestimmte Strategie für den koordinierten Ausbau erneuerbarer Energien verabschiedet werden. Daher wurden im Rahmen des Projektes INOLA vier verschiedene mögliche Zukunftsbilder, die gemeinsam mit über 60 regionalen und wissenschaftlichen Experten erarbeitet wurden, für die Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach und Weilheim-Schongau erstellt. Diese Szenarien zeigen mögliche und plausible Wege auf, wie sich die „EWO-Landkreise“ in den Bereichen Energie, Wohnen, Bevölkerung, Wirtschaft, Landwirtschaft und Tourismus unter verschiedenen nationalen und regionalen Rahmenbedingungen entwickeln könnten.

In einer regionalen Veranstaltung pro Landkreis wurden diese vier Zukunftsbilder erläutert und diskutiert. Das Wunschszenario bzw. Wunschzukunftsbild wurde zum einen direkt in den Veranstaltungen ausgewählt, zum anderen hatten die Teilnehmer nochmals die Möglichkeit eine detailliertere Auswahl und Begründung per Fragebögen abzugeben. Somit ergeben sich leicht unterschiedliche Werte bei den Abstimmungen.

Kurzbeschreibung zu den vier Zukunftsbildern

Den ausführlichen Bericht „Szenarien, Zukunftswünsche, Visionen – Ergebnisse der partizipativen Szenarienkonstruktion in der Modellregion Oberland“ finden Sie hier.

 

Nachhaltigkeit schafft Werte - wünschenswert?

Das Szenario 1 "NACHHALTIGKEIT SCHAFFT WERTE" wurde in allen drei Veranstaltungen mit Abstand als wünschenswerteste Zukunft bewertet, wohingegen das Szenario 3 „KEIN LAND IN SICHT“ als Krisenszenario keine einzige Stimme bekam.


Einige wenige Stimmen wünschten sich das Szenario 2 „DAS WACHTUM GEHT WEITER“ in Weilheim-Schongau und Miesbach genauso wie das Szenario 4 „KRISE MOTIVIERT REGIONALE KRÄFTE“ in allen drei Landkreisen, zumindest in der schriftlichen Abstimmung.


Für am wahrscheinlichsten schätzten die Teilnehmer aller Workshops jedoch das Szenario 2 „DAS WACHTUM GEHT WEITER“ ein. Hier unterscheiden sich die Abstimmungen während den Veranstaltungen und die schriftlichen Abstimmungen. Denn auch das Krisenszenario und das „positivere“ Krisenszenario halten zahlreiche Teilnehmer der schriftlichen Befragung für durchaus wahrscheinlich. Bei der Auswahl wird insgesamt deutlich, dass zwischen Wunsch und geschätzter Eintrittswahrscheinlichkeit große Unterschiede liegen.


Das Durchschnittsalter der Teilnehmenden aller Workshops lag bei ca. 45 Jahren. Hervorzuheben ist, dass die Szenarien „DAS WACHTUM GEHT WEITER“ und „KRISE MOTIVIERT REGIONALE KRÄFTE“ erst ab einem Alter von 40 Jahren als Wunschzukunftsbild ausgewählt wurden.


Was hemmt oder fördert die Erreichbarkeit für das Zukunftsbild „Nachhaltigkeit schafft Werte“

Im Mittelpunkt der anschließenden gemeinsamen Diskussion der Teilnehmer standen die Fragen, welche Faktoren sich hemmend oder fördernd für die Erreichbarkeit des Wunschzukunftsbildes „NACHHALTIGKEIT SCHAFFT WERTE“ auswirken könnten und an welchen „Stellschrauben“ auf regionaler Ebene konkret in den Bereichen Landnutzung und Energiesystem gedreht werden könnte.

 

Auswahl einer gemeinsamen (Energiewende-) Zukunft erfordert Wertewandel im Oberland

Nach Meinung der Diskutierenden, sei die Erreichung des Wunschzukunftsbildes kaum möglich, wenn nicht ein Wertewandel in der Gesellschaft und in der Wirtschaft hin zur Nachhaltigkeit in allen Bereichen eintrete. Ob und wie dieser Wertewandel eintreten könnte – darüber waren sich die Teilnehmer der Workshops nicht einig. Gerade, wenn es um die Einschränkung des persönlichen Komforts und Lebensstils ginge (Autos, Häuser, Flugreisen, technische Geräte) sei die Gesellschaft bzw. jeder Einzelne nicht bereit Einschränkungen in Kauf zu nehmen. Fehlendes Bewusstsein, fehlende persönliche Verantwortung bzw. Trägheit und Bequemlichkeit seien jedoch nicht zielführend, um eine breite Masse für einen Wertewandel zur Nachhaltigkeit zu mobilisieren. Die Herausforderungen der Umsetzung könnten für die drei Landkreise in der dynamischen Wachstumsregion im Umfeld von München besonders groß werden, wenn in Zukunft noch mehr, eher wohlhabendere Menschen, die einen gewissen Lebensstandard erwarten, in die Landkreise zuziehen.

Einige Teilnehmer sehen den Wertewandel daher nicht ohne Krise oder Katastrophe eintreten. Erst wenn die Auswirkungen des Klimawandels direkt spürbar würden oder das bisherige Konsumverhalten in einer Katastrophe ende, würde ein Wertewandel zur Nachhaltigkeit einsetzen und Innovationen geschaffen werden.

Folgende hemmende und fördernde Faktoren wurden weiter genannt:

  • Energiepolitik
  • Flächenkonkurrenzen
  • Bewusstsein für Wertewandel bereits spürbar
  • Ressourcen vorhanden (wohlhabende Region, Tradition)

Als Stellschrauben“ im Bereich Landnutzung sahen die Teilnehmer die Koordination von innovativen, interkommunalen Gewerbekonzepten. Im Bereich des Energiesystems wurde die Öffentlichkeitsarbeit zur Information der Bürger, Unternehmen und Kommunen gesehen. Die Vernetzung wichtiger „Energieakteure“ im Landkreis und das Schaffen einer regionalen Identität wurden ebenfalls als wichtige Punkte genannt.

Hier finden Sie die detaillierte Zusammenfassung der Diskussion.
Hier finden Sie die Auswertung der fördernden und hemmenden Faktoren zur Erreichung des Wunschzukunftsbildes.
Hier finden Sie die Auswertung der Stellschrauben im Bereich Landnutzung und Energiesystem zur Erreichung des Wunschzukunftsbildes.

 

Wie geht es weiter?

Der Hauptfokus des Projektes INOLA liegt nun auf der Frage wie kann die Region diese Ziele erreichen – also auf der Entwicklung von Handlungsstrategien gemeinsam mit regionalen Entscheidungsträgern. „Ausgehend von dem erarbeiteten Zukunftsleitbild werden wir uns fragen, welche Maßnahmen und Handlungsstrategien sind notwendig, um das gemeinsame Ziel zu erreichen“, so Dr. Anne von Streit Projektleitung INOLA. Am Ende der Projektlaufzeit wird dann ein in der Region abgestimmtes Handlungskonzept stehen, dass die wichtigen Akteure und Institutionen, mögliche nachhaltige Erneuerbare Energien - Pfade für die Region, einen Kriterienkatalog zur Bewertung von Maßnahmen und Handlungsstrategien, die regionale Wertschöpfung und auch erste Pilotprojekte enthält.